Salzgitter ist trotz seines Gründungsjahres 1942 keine Stadt aus der Retorte, sondern Teil einer kulturhistorisch spannenden Region zwischen Harz und Heide.
Salder, heute ein Stadtteil im nördlichen Stadtgebiet mit ca. 1.500 Einwohnern, blickt auf eine lange Siedlungsgeschichte zurück. Oberhalb der Fuhseniederung, am heutigen „Teichkamp“, bestand schon vor 2.000 Jahren eine von mindestens zwei germanischen Siedlungen im Bereich der heutigen Gemarkung. Die erste Schriftquelle, die einen Hinweis auf den Ort Salder gibt, stammt aus dem Jahr 1161. Schon im Mittelalter hatte der Ort als Stammsitz der Herren von Salder eine besondere Bedeutung.
Diese besondere Stellung wurde Ende des 17. Jahrhunderts, nach der Veräußerung des salderschen Anwesens und der Abtretung aller Lehensrechte an den Erbprinzen August Wilhelm (1662-1731) von Braunschweig-Wolfenbüttel, noch hervorgehoben. Mit Regierungsantritt August Wilhelms im Jahre 1714 wurde Schloss Salder Sitz des fürstlichen Gerichtes, Ende des 18. Jahrhunderts auch Sitz des Amtes Salder.
Mit dem Bau des Schlosses wurde 1608 unter dem Eigentümer David Sachse, fürstlich-braunschweigischer Obrist und Geheimrat, begonnen. 1695 erwarb es Erbprinz August Wilhelm. Das im Stil der Weser-Renaissance relativ schlicht gehaltene Schloss ließ er Ende des 17. Jahrhunderts durch Elemente des Barocks nachhaltig verändern, insbesondere die Fassade und die Repräsentationsräume im ersten Obergeschoss. August Wilhelm veranlasste auch den Bau einer neuen Kirche. An Stelle der alten romanischen Kirche ließ er von 1713 bis 1717 die Schlosskirche St. Maria Magdalena als protestantische Quersaalkirche errichten. Bis Ende des 19. Jahrhunderts war Salder überwiegend landwirtschaftlich geprägt. Dank des Zuckerrübenanbaus seit den 1850er Jahren erwirtschafteten die Bauern relativ schnell ein gutes Auskommen.
Die Landwirtschaft spielt auch heute noch eine Rolle in Salder. Die Ackerfläche hat sich in den letzten einhundertfünfzig Jahren kaum verringert, allerdings wird sie heute nur noch von vier Landwirten bearbeitet. Viehwirtschaft wird lediglich noch von einem Hof betrieben.
Schloss Salder war nach 1918 im Besitz des Staates Braunschweig, wurde ab 1925 von der Braunschweig GmbH verwaltet, die es 1939 an die Reichswerke verkauften. Im Jahre 1955 wurde es Besitz der Stadt Salzgitter. Seit 1962 kann in den Schlossräumen das Städtische Museum besichtigt werden. Der Schwerpunkt seiner Ausstellungen liegt auf der Information über die Geschichte des gesamten Salzgittergebietes von der Erdgeschichte bis heute. Eine besondere Attraktion ist der 2000 Quadratmeter große „Eiszeitgarten“ im Außenbereich.
Der „Eiszeitgarten“ zeigt die Lebensumstände der Neandertaler, denn deren Jagdstation (mit mehr als 3000 Artefakte, darunter auch Schädelfragmente von Neandertalern) wurde hier in Salzgitter-Lebenstedt, An der Krähenriede, ausgegraben. Foto: Stadt Salzgitter
Heute ist Salder dank des Städtischen Museums im Schloss ein wichtiger kultureller Mittelpunkt der Stadt Salzgitter. Der dörfliche Charakter mit einem lebendigen Vereinswesen ist nach wie vor erhalten geblieben.
Zum Beispiel der VfL Salder kann auf über 125 Jahre Vereinsgeschichte zurückblicken:
Im Jahr 1892 gründeten junge Männer den ersten Sportverein in Salder. Damals als MännerTurnVerein gestartet, freut er sich heute über eine große Anzahl Jugendlicher und Damen. Eine bunte Welt vieler Nationen begeistert sich für den Verein, der seit 1925 den Namen Verein für Leibesübungen Salder trägt. Interessierte haben eine große Auswahl an sportlichen Aktivitäten: Turnen, Gymnastik, Aerobic, Badminton, Tanzen, Zumba, Tischtennis, Kegeln und natürlich Fussball finden sich in dem Repertoire des Vereins in der Parkstraße 9, der sich bald dem Thema „2019 = 100 Jahre Fußball in Salder“ widmet.