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Flagge zeigen gegen Gewalt an Frauen

Alle drei Minuten erleidet eine Frau in Deutschland Gewalt in ihrer Familie. Im Jahr 2023 starb fast jeden Tag eine Frau an den Folgen von Gewalt durch ihren Partner oder Ex-Partner, hierauf weist die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Salzgitter, Simone Semmler, hin.

Semmler: „Es waren 360 getötete Frauen. Das Bundeskriminalamt stellte diese und weitere alarmierenden Zahlen am 19. November 2024 in seinem aktuellen Lagebericht vor. Die Zahlen steigen jedes Jahr dramatisch an.“

Von Gewalt betroffene Frauen stehen je nach Gegend vor erheblichen Schwierigkeiten und Hindernissen, um einen Platz in einem Frauenhaus oder einer Fachberatungsstelle zu finden. Aktuell fehlen in Salzgitter nach Angaben von Semmler 5 Frauenhausplätze, in Deutschland insgesamt ca. 14.000, und auch weder die Beratungsstelle gegen Häusliche Gewalt (BISS) noch die Täterberatungsstelle in Salzgitter verfügen über ausreichend Ausstattung, um in Umfang und Qualität so zu arbeiten, wie es notwendig wäre.  

Hier zeigt das Netzwerk gegen Häusliche Gewalt in Salzgitter Flagge. „Salzgitter ist gottseidank in manchen Punkten weiter als viele Kommunen in Deutschland: Wir haben überhaupt ein Frauenhaus und auch die Beratungsstellen werden aus städtischen Mitteln mit unterstützt“, fasst Semmler die Situation zusammen. Mit diesem Netzwerk wurde am 25.11.2024 vor dem Rathaus Salzgitter-Lebenstedt im wahrsten Sinne des Wortes „Flagge gezeigt“. Ebenso wird an einigen Schulen und anderen Institutionen die Flagge der UN gegen Gewalt an Frauen zu sehen sein.

Janine Großert, die frisch eingesetzte Leiterin der neuen Koordinierungsstelle zur Umsetzung der Menschenrechtskonvention gegen Gewalt an Frauen (Istanbul-Konvention) in Salzgitter, ergänzt: „Wir haben in Salzgitter das Thema geschlechtsspezifischer Gewalt konzeptionell in allen Facetten der Istanbul-Konvention durchdacht, konzeptionell durchgeplant und vom Rat beschlossen. Jetzt geht es Schritt für Schritt in die weitere Umsetzung.“

Semmler: „Jedoch sind geschlechtsspezifische Gewalt nicht nur private Einzelschicksale einzelner Frauen. Gewalt gegen Frauen ist ein akutes, gesamtgesellschaftliches Problem. Zu jeder betroffenen Frau gehört noch eine mitbetroffene Familie, häufig auch Kinder, die die Gewalt als Zeugen erleben müssen. Mädchen, die Gewalt erleiden und Jungen, die Gewalt ausüben sowie als normales Verhalten erlernen und erleben, erleiden zusätzlich häufig Schaden an ihrer Seele. Hier besteht weiterhin dringender Handlungsbedarf.“

„Es muss dafür gesorgt werden, dass Frauen und ihre Kinder besser vor Gewalt geschützt werden und eine bedarfsgerechte Unterstützung erhalten. Bereits mit Abschluss des Koalitionsvertrages hat die Bundesregierung zugesagt, einen bundeseinheitlichen Rechtsrahmen zu schaffen. Mit dem derzeit geplanten, aber noch immer nicht beschlossenen Gewalthilfegesetz würde die Bundesregierung auch die entsprechenden Verpflichtungen aus der Istanbul-Konvention, der sich Deutschland 2018 bindend angeschlossen hat, endlich erfüllen. Die Verzögerung dieses Gesetzes kostet jeden Tag das Leben von Frauen und jährlich 54 Mrd. Euro an Folgekosten dieser Gewalt. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Gesetz noch vor der Neuwahl beschlossen wird“, betont Semmler abschließend.

Foto: Stadt Salzgitter