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25. Festival der Klesmer- und Weltmusik auf dem Klesmerplatz

Amsterdam Klezmer Band. Foto: Eigentum der Künstler

Dieses Jahr findet das Festival der Klesmer- und Weltmusik bereits zum 25. Mal statt. Es wird von Freitag, 24. Mai bis Sonntag, 26. Mai wieder auf dem Klesmerplatz in Salzgitter-Bad stattfinden, mit namhaften und preisgekrönten Künstlerinnen und Künstlern sowie musikalischer Vielfalt. Der Eintritt ist wieder frei!

Das Programm des Festivals der Klesmer- und Weltmusik:

Freitag, 24. Mai

„Helmut Eisel & JEM“ werden am Freitag, 24. Mai, um 17 Uhr die Bühne betreten und damit gleich für das erste Highlight sorgen. Der einzigartige Klarinettensound von Helmut Eisel ist geprägt von der Lebensfreude saarländischer Blasmusik, einer frühen Bewunderung für Sidney Bechet und Mr. Acker Bilk, später von Blues und Jazz und letztendlich von Giora Feidman’s „Singing Clarinet“.

Um 19 Uhr wird die „Amsterdam Klezmer Band“ die Bühne betreten. Die Besucherinnen und Besucher erwarten knackige Rhythmen, schallende Fanfaren und jüdische Klezmermelodien. Was Mitte der 1990er Jahre mit Straßenmusik in der Niederländischen Hauptstadt begann, füllt heute große Konzertsäle und Festivalgelände überall auf der Welt – ihre „street credibility“ hat sich die Kultband – die Amsterdam Klezmer Band dennoch bis heute bewahrt.

Das „Malikì World Orchestra“ tritt um 21 Uhr auf und bringt treibende Grooves mit, die auf mitreißende Bläser treffen, ergänzt durch ein melancholisches Akkordeon, das mit einer temperamentvollen Stimme tanzt. Serviert wird eine bunte Mischung aus Afro- und Latin-Rhythmen, Balkan Beats, Gypsy Jazz, und vieles mehr.

Malikì World Orchestra. Foto: Eigentum der Künstlerin und der Künstler

Wie jedes Jahr gibt es in den Umbauphasen der Bühne zwischen den Konzerten wieder besondere musikalische Bonbons: Am Freitag ist es „Kitchen Sunrise“.  Als Band-WG bringen sie mit akustischen Instrumenten eine Mischung aus melancholischer und aufregender Musik auf die Bühne und versuchen das Publikum mit ihren Geschichten zu berühren.

Samstag, 25. Mai

Am Samstag stimmt die Band „Cobario“ um 17 Uhr auf einen musikalischen Samstagabend auf dem Klesmerplatz ein. Wenn das weitgereiste Wiener Weltmusiktrio mit zwei Gitarren und Geige die Bühne betritt, dann fühlt man sich schon nach den ersten Klängen mitten drin in der flirrenden Hitze einer spanischen Nacht, riecht das Meer, spürt die Sonne noch auf der Haut.

Um 19 Uhr werden die Zuschauerinnen und Zuschauer eine Premiere erleben: Das von Mark Kovnatskiy Ende 2023 gegründeten Ensemble namens „Mark Kovnatskiy Ensemble“ wird beim Festival der Klesmer- und Weltmusik das erste Mal gemeinsam auftreten. Ihr Programm verbindet auf harmonische Weise den Einfluss jiddischer, chassidischer, ukrainischer, moldawischer und nahöstlicher Musik und nimmt die Zuhörerinnen und Zuhörer mit auf eine spannende musikalische Reise durch die reiche Welt der osteuropäischen jüdischen Musik.

Eine Band aus Musikern aus vier Nationen wird um 21 Uhr die Bühne betreten: „Riddim Posse“. Die heisseste und beständigste Karibik-Band Deutschlands. Ganz der karibischen Musik verschrieben, entwickelte die Band ihren ganz eigenen Stil und ist mit ihrem unverwechselbaren Sound einzigartig in Europa.

Auch am Samstag wird es während der Umbauphasen der Bühne zwischen den Konzerten nicht langweilig. In dieser Zeit wird die Band „Elisar“ das Publikum unterhalten. Die Musik von Elisar setzt sich aus kreativen Interpretationen von Klassikern und Songs aktueller internationaler und nationaler Größen des Soul, Jazz, R&B, Folk und Pop zusammen. Eigenkompositionen vollenden die individuelle Note.

Sonntag, 26. Mai

Am Sonntag um 13 Uhr werden auch dieses Jahr wieder der Kinderchor „Sölter Kinder“ aus Salzgitter auf der Bühne des Klesmerplatzes auftreten.  Sie werden beweisen, dass man gar nicht früh genug mit der Freude an der Musik und dem Gesang anfangen kann.

Das „Trio Picon“ tritt um 13.30 Uhr auf und bringt Klezmer, Swing, Tango und sefardische Traditionals auf die Festival-Bühne. Es verbindet verschiedene Musiktraditionen. Auf den musikalischen Reiserouten der Band hebt es so manche Schätze: Lieder in jiddischer, polnischer oder türkischer Sprache, erzählen von verborgenen Leidenschaften, von Sehnsucht, Liebe und Einsamkeit.

Lustiger Bandname mit humorvoller Musikerin und Musiker: „Tante Friedl“ betritt um 15 Uhr die Bühne und ist ein Folk- und Weltmusik-Duo mit Wahlheimat Berlin. Mit Akkordeon, Banjo und ihren kraftvollen Stimmen kreieren Magdalena Kriss aus Bayern und Dan Wall aus New York State eigene Songs sowie neue, packende Interpretationen von Folk und Roots-Musik aus Mitteleuropa, dem Balkan und Amerika.

Tante Fried.l Foto: Agni Miguel

Die Band „Z.O.F.F.“ tritt um 16.30 Uhr als letztes Highlight des diesjährigen Klesmer- und Musikfestivals auf der Klesmerplatz-Bühne auf. Vier Frauen und fünf Männer mit jeder Menge Offbeat-Power – ein kunterbunter Haufen, der die Klangfarben des Balkans auf die Bühne bringt. Ein bisschen schräg, ein bisschen laut und manchmal auch melancholisch – skrupellos vermischen sie Klänge aus Kroatien, Montenegro und Rumänien mit Rhythmen und Melodien aus Nordeuropa, Spanien oder Israel und machen eigene Stücke daraus.

Z.O.F.F. Foto: Eigentum der Künstlerinnen und Künstler

Die Salzgitteraner Wandermusikantinnen und -kanten und das Festival

Das ist der Unterschied zwischen Klezmer und Klesmer:

Klezmer ist eine instrumentale Festmusik, welche einst in den jüdischen Gemeinschaften Osteuropas zur Begleitung von Hochzeiten oder fröhlichen religiösen Festen, wie dem Purim-Fest, der Tora-Feier (Simhat Torah) oder auch der Synagogen-Einweihung, gespielt wurde.

Als Klesmer gelten die salzgitterschen Wandermusikantinnen und -musikanten, die im 19. Jahrhundert mit ihrer Unterhaltungsmusik nahezu in der ganzen Welt bekannt waren. Sie bereisten Europa, Nord- und Südamerika, Australien und Afrika und spielten an Fürstenhöfen und in Herrscherhäusern ebenso wie in Gasthöfen, auf der Straße oder an den Lagerfeuern der Goldgräber in Australien und Amerika.

Die ersten Salzgitterschen Musikantinnen und Musikanten der Jahre 1790 bis 1812 bereisten lediglich die engere Heimat oder den nordwestdeutschen Raum. Reisen nach Frankreich, Italien, Spanien, in die Schweiz oder nach Südosteuropa gehörten eher zu den Ausnahmen.

1813 zog die erste Kapelle nach Russland, viele sind ihr gefolgt. Einige Kapellen spielten am Zarenhof und den Höfen anderer Fürsten. Ab 1816 zogen die ersten Kapellen nach Südamerika. Schon früh gehörte Nordamerika zu den beliebten Reisezielen, auch Australien wurde von sehr vielen Kapellen bereist. Selbst nach China, Japan, Indien, Arabien oder Südafrika sind die Wandermusikantinnen und -musikanten gezogen.

Durch das Aufkommen „mechanischer“ Musik und die Verdienstmöglichkeiten in der Industrie war die Anzahl der Klesmer bis spätestens nach dem Ersten Weltkrieg bedeutungslos geworden.

Das Musikfest in der Altstadt des Salzgitteraner Stadtteils Salzgitter-Bad ist eine Umkehrung der früheren Verhältnisse: Sind im 19. Jahrhundert die Musikerinnen und Musiker aus Salzgitter in die weite Welt gezogen, so kommen jetzt Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Welt hierher, um Klesmer- und Weltmusik, aber auch und insbesondere Klezmer auf der Open-Air-Bühne zu spielen.